Fragen zur Motivation und Arbeitsweise sind in Vorstellungsgesprächen sehr geläufig. Aufgrund der besonderen Arbeitsbedingungen im Pflegebereich werden PersonalerInnen dir mit ihren Fragen aber noch genauer auf den Zahnfühlen. Welche Fragen das sein können und welche Antworten besonders gut ankommen? Das haben wir in diesem Artikel für dich zusammengefasst.
Teamwork makes the dream work. Besonders in Pflegeeinrichtungen ist ein guter Zusammenhalt unter den KollegInnen immens wichtig, vor allem, wenn’s auf deinerStation mal wieder stressig wird. In Vorstellungsgesprächen deshalb beliebt: Die Frage danach, wie du eine Situation mit schwierigen KollegInnen lösen würdest. Beschreibe für deine Antwort im Interview eine solche Situation. Wie würdest du den Konflikt lösen? Eine mögliche Antwort: „Ich würde den/die KollegIn um ein konstruktives Gespräch bitten, indem wir lösungsorientiert darüber reden, wie die Situation verbessert werden kann.Unterstellungen, Beleidigungen oder Schuldzuweisungen haben in diesem Gespräch keinen Platz. Sinnvoller wären Ich-Botschaften à la ‘Mir ist aufgefallen, dass’, ‘Ich fühle mich durch dein Verhalten übergangen', usw. Im Anschluss sollte es darum gehen, herauszufinden, warum sich mein/e KollegIn so verhält, und was imTeam dafür getan werden kann, dass er/sie sich besser fühlt.”
Achte bei deiner Antwort darauf, zu verdeutlichen, dass du zwar um deine Fähigkeiten weißt, und auch zuverlässig alleine arbeiten kannst, du aber auch Vorschläge deiner KollegInnen akzeptierst und umsetzt. Folgende Antwort könntest du im Gespräch geben: „Ich will für meine PatientInnen nur das Beste und weiß, dass eine optimale Versorgung nur dann funktioniert, wenn alle im Team Hand in Hand zusammenarbeiten. Dafür muss man dann auch mal mit seiner eigenen Meinung zurückhalten, um gemeinsam nach Problemlösungen zu suchen. Meine Anpassungsfähigkeit im Job kommt mir dabei zugute.”
Mit dieser Frage wollen PersonalerInnen im Jobinterview Infos darüber bekommen, wie umgänglich du bist und wie dein bisheriges Verhältnis zu den KollegInnen war. Überlege dir im Vorfeld zwei bis drei wesentliche Punkte und achte darauf, diese auch mit Beispielen aus deinem Berufsalltag belegen zu können. Das wirkt wesentlich glaubwürdiger, als wenn du nur gängige Phrasen aufzählst.
Kleine und große Erfolgserlebnisse erzielt man im Alltag als diplomierte Pflegefachkraft immer wieder. Und darauf kannst du stolz sein! Diese Erfolge zusehen und artikulieren zu können, kann auch das Teamgefühl stärken und allen imTeam einen ordentlichen Motivationsschub geben. Versuche also, im Interview beider Antwort auf die Frage nach einem vergangenen Erfolgserlebnis so detailliert wie möglich die Situation zu beschreiben und wie genau du mit deinen speziellen Fähigkeiten dazu beigetragen hast.
Gerade in größeren Teams und im Pflegealltag, in dem oft alles sehr schnell gehen muss, bleiben Missverständnisse nicht aus. Wie du in einer solchen Situation reagierst, ist für das Teamgefüge extrem wichtig. Stelle dir im Interview also wieder eine Situation aus deinem Berufsalltag vor und überlege, wie du sie lösen würdest. Eine mögliche Situation und Antwort darauf könnte sein: „Eine Kollegin gab mir bei der Schichtübergabe immer nur lückenhafte Infos zum Status der PatientInnen, was regelmäßig zu Chaos und Unstimmigkeiten führte. Ich ging proaktiv auf sie zu und erklärte ihr, dass ihr Verhalten dazu führt, dass diePatientInnen nicht umfassend versorgt werden können, und auch meine Arbeit da durch erschwert wird. Seitdem hat sie ihr Verhalten geändert und macht vor jeder Schichtübergabe kurze Notizen für mich, was den Arbeitsablauf deutlich erleichtert. Das hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, Probleme offen anzusprechen, statt den Frust in sich hinein zu fressen und sich überKollegInnen zu ärgern.”
Bei dieser Frage darfst du ruhig selbstbewusst auftreten, solltest aber trotzdem ehrlich bleiben und nicht zu dick auftragen. Begriffe wie ‘sorgfältige Arbeitsweise’, ‘Empathie’, ‘Einsatzbereitschaft’ oder ‘selbständiges Denken sind immens wichtig für den Job als diplomierte Pflegefachkraft und sollten deshalb im Interview auch erwähnt werden.
Oft fehlt ÄrztInnen im hektischen Alltag auf der Station die Zeit, um PatientInnenumfassend aufzuklären. Und hier kommst du ins Spiel. Denn damit sich ein/e PatientIn rundum wohl fühlt, ist es wichtig, dass er/sie versteht, welche Untersuchungen warum gemacht oder warum welche Medikamente eingenommen werden müssen. Als Pflegefachkraft solltest du in der Lage sein, PatientInnen die Situation zu erklären, ohne zu viel Fachjargon zu verwenden. Kommt diese Frage im Bewerbungsgespräch, erkläre genau, wie du dich auf deine verschiedenenPatientInnen einstellst und auch Alter, Sprachkenntnisse oder geistige Reife berücksichtigst. Eine mögliche Antwort wäre hier: „Ich frage nach, was genau die PatientInnen beim Gespräch mit dem Ärzteteam verstanden haben. Und dann korrigiere und ergänze ich gegebenenfalls.”
Liegen Freunde oder Verwandte im Krankenhaus oder sind in Pflegeeinrichtungen untergekommen, ist die Anteilnahme meistens groß und viele Fragen bleiben offen. Da es in deinem Joballtag oft hektisch zugeht, bleibt meistens kaum genug Zeit, Freunden und Angehörigen alle Fragen zufriedenstellend zu beantworten. Erkläre im Jobinterview zur diplomierten Pflegefachkraft, dass du einerseits Wert darauf legst, dass du empathisch bist und dich bei Nachfragen bemühst, diese höflich zu beantworten, andererseits aber auch Grenzen setzen musst, um den PatientInnen gerecht werden zu können.
Auch wenn du in deinem Job als diplomierte Pflegefachkraft sicherlich 100 Prozent gibst: Nicht immer ist jede/r mit deiner Arbeit zufrieden und das ist auch völlig normal. Wichtig ist, dass du im Interview verdeutlichst, dass du in derLage bist, auf die Bedürfnisse der PatientInnen einzugehen und deineArbeitsweise individuell anpassen kannst. Denn bei dieser Frage wollen Personalverantwortliche herausfinden, wie es um dein Einfühlungsvermögen, lösungsorientiertes Denken und Konfliktlösungspotential steht. Überlege dir ein Beispiel aus deiner bisherigen Arbeit und erkläre, was du in der Situation verändert hast und wie die PatientInnen positiv darauf reagiert haben – und du sie doch noch von dir und deiner Arbeit überzeugen konntest.
Mit dieser Frage lässt sich herausfinden, ob deine Arbeits- und Lebenseinstellung und deine Art, zu arbeiten, zu der Pflegeeinrichtung passen. Für die Antwort kannst du ruhig ein bisschen weiter ausschweifen. Hattest du vielleicht als Kind immer schon das Bedürfnis, dich um alle zu kümmern? Ist es dir wichtig, dass es anderen Menschen gut geht? Hast du Familienangehörige, die als Pflegefachkräfte arbeiten und hat dich deren Arbeit schon immer inspiriert? Zeigst du im Interview, dass du ein hohes Maß an Mitgefühl undFürsorge mitbringst, steigert das deine Chancen auf den Job.
Jetzt kommt es wieder drauf an, deine Leidenschaft für diesen Beruf zur Sprache zubringen. Sicherlich bist du nicht umsonst diplomierte Pflegefachkraft geworden und hast dich in deiner Ausbildung vielleicht auch schon auf einen Bereich spezialisiert. Eine Antwort könnte deshalb lauten: „Ich habe mich auf den Bereich der gerontopsychiatrischen Pflege spezialisiert, da ich alte Menschen dabei unterstützen will, würde voll zu altern, und Ihnen noch ein paar schöne letzte Jahre zu bereiten.”
Diese Frage zielt darauf ab, zu erfahren, auf welche Weise du einen Konflikt löst.Wichtig ist, dass du in deiner Antwort erwähnst, dass du bei Zweifeln das Gespräch mit dem Arzt/der Ärztin suchst und auch die Stationsleitung mit einbeziehst. Alleingänge kommen nie gut an! Mache zudem klar, dass du immer die Entscheidungswege akzeptierst, die ärztlichen Anweisungen befolgst und das Wohl der PatientInnen für dich im Vordergrund steht.
Pflegefachkräfte stoßen oft an ihre Grenzen und wurden vor allem in den letzten Jahren durch die Corona-Pandemie und den anhaltenden Personalmangel auf die Probe gestellt. Umso wichtiger, dass Pflegekräfte in ihrer Freizeit einen angemessenen Ausgleich haben, um Stress abzubauen und dem Unternehmen langfristig erhalten zu bleiben. Wird dir im Interview eine solche Frage gestellt, erwähne also, womit du dich in deiner Freizeit beschäftigst, um den Kopf frei zu kriegen. Das können Sportaktivitäten wie Joggen, Klettern oder Yoga sein, aber auch Meditieren,Malen oder ein Musikinstrument spielen.
Psychische Erkrankungen wie zum Beispiel Burnouts sind aufgrund der oft belastenden Arbeitsbedingungen in der Pflege keine Seltenheit. Arbeitgeber wollen deshalbPflegefachkräfte, die gesund mit Belastungen umgehen. Eine mögliche Antwort auf diese Frage wäre im Interview also: „In meinem letzten Job als Krankenschwester musste ich aufgrund von Personalmangel ständig Doppelschichten schieben und hatte zeitweise mehr PatientInnen zu betreuen als gewöhnlich. Um nicht denÜberblick zu verlieren, erstellte ich To Do-Listen und priorisierte meine Aufgaben. Das hat meinen Workflow gut strukturiert und mir dabei geholfen, dieMehrarbeit ohne zu viel Stress zu schaffen.”
Personalverantwortliche möchten wissen, ob du vorerst in ihrer Einrichtung bleiben willst. Schließlich bedeuten ständige Personalwechsel finanziellen und organisatorischen Aufwand. Beantworten kannst du diese Frage also am besten damit, indem du erzählst, was du in deinem Job erreichen willst und in welchem Bereich du dich weiterentwickeln möchtest. Diese Frage kommt auch dir zugute, denn wenn sich schon im Interview herausstellt, dass du für deine Ziele nicht mit der Unterstützung der Pflegeeinrichtung rechnen kannst, solltest auch du dir genau überlegen, ob du dort wirklich arbeiten möchtest.
Die Beantwortung dieser Frage setzt voraus, dass du dich im Vorfeld mit der Pflegeeinrichtung oder Klinik genauer beschäftigst. Werden MitarbeiterInnen durch bestimmte Programme speziell in ihren Fähigkeiten gefördert? Wurde dieEinrichtung in der Vergangenheit für etwas ausgezeichnet? Haben dieMitarbeiterInnen in den letzten Jahren positiv über diese Einrichtung abgestimmt oder gibt es noch weitere Gründe, die dafür sprechen, dort anzufangen? Dann mache in deiner Antwort deutlich, dass es dich stolz machen würde, deshalb für dieses Unternehmen zu arbeiten.
Diese Frage solltest du zwar ehrlich beantworten, aber dennoch dadurch nicht inkompetent wirken. Als Antwort käme infrage: „Meine größte Stärke liegt darin, mich in die PatientInnen und ihre Bedürfnisse hin einzufühlen. Für mich sind alle PatientInnen in erster Linie Menschen, denen ich auf Augenhöhe begegnen will. Meine größte Schwäche ist, dass ich oft zu viel will, weil ich mich sosehr mit meinem Job identifiziere. Deshalb muss ich noch mehr lernen, alles ein bisschen langsamer anzugehen und mich mehr auf mein Team zu verlassen.”
Eine Frage, mit der deine GesprächspartnerInnen im Interview noch mehr über dich und deine Art, zu arbeiten, herausfinden können. Denn über was du dich bei anderen ärgerst, wurdest du ja schließlich selbst nicht so machen, oder?! Achte aber drauf, in Bezug auf ehemalige KollegInnen nicht in den Lästermodus zu verfallen, das kommt gar nicht gut an. „Unpünktlichkeit kann ich gar nichtleiden. Eine Kollegin kam ständig ein paar Minuten zu spät, um mich von meinerSchicht abzulösen. Dadurch musste ich oft zu privaten Anschlussterminen hetzen, was mich selbst total gestresst hat. Ich habe das Gespräch mit ihr gesucht und ihr erklärt, was ihre Unpünktlichkeit für mich bedeutet. Seitdem nimmt sie einen Bus eher und trinkt noch in Ruhe einen Kaffee vor ihrer Schicht –Win-Win-Situation für uns beide also.” Durch diese Antwort verdeutlicht du nicht nur, dass du selbst Wert auf Pünktlichkeit legst, sondern auch, dass du dich traust, Konflikte anzusprechen und nach konstruktiven Lösungen zu suchen.
Jetzt kannst du zeigen, dass du lösungsorientiert denken kannst und dir dein Ego beider Bewältigung von Problemen nicht im Weg steht.
Eine mögliche Antwort auf diese Frage könnte deshalb lauten: „Wenn ich mal nicht weiterkomme oder etwas nicht verstehe, dann suche ich Hilfe bei anderen KollegInnen oder Vorgesetzten. Ich bin nicht zu stolz, um zuzugeben, dass ich etwas alleine nicht hinbekomme, und für mich hat Priorität, dass es den PatientInnen gut geht.”
Bei dünner Personaldecke, Problemen im Team oder wenn’s mal hektisch wird, kommt es vor, dass du als diplomierte Pflegekraft Prioritäten setzen musst. Dass du genau das kannst, solltest du im Interview im besten Fall anhand eines Beispiels aus der Vergangenheit belegen können. Auch hier wieder wichtig: Mache deutlich, dass bei der Prioritätensetzung das Wohl der PatientInnen für dich bei jeder deiner Entscheidungen im Vordergrundstehen.